Umbruchserfahrungen. Ein Erzählcafé über die 1990er Jahre in und um Leipzig
Die Reihe Erzählcafé zu Leipzig in den 1990er Jahren fand von April bis Dezember 2022 statt. Eine Auswahl an redaktionell bearbeiteten Texten fand Eingang in eine 70-seitige Broschüre. Stiftung und Stadtbibliothek stellten diese am 26. September 2023 im Rahmen einer Abschlussveranstaltung vor.
Die Veranstaltungsreihe widmete sich der jüngeren Leipziger Stadtgeschichte. Leipzig erlebte in den 1990er Jahren enorme wirtschaftliche, bauliche und soziokulturelle Veränderungen. Wir haben die Generation zu Wort kommen lassen, deren Lebenslauf sich 1990 radikal geändert hat: Die Arbeitswelt, die Wohnsituation, das Stadtbild, die Kultur und das Zusammenleben - alles hat sich verändert. Wir haben die Erfahrungen und lokalpolitischen Handlungsmuster in den 1990er Jahren beleuchtet und der Lebensleistung der Bürgerinnen und Bürger in dieser Umbruchszeit Hörbarkeit und Respekt verschafft.
Im Erzählcafé zu den 1990er Jahren kamen persönliche Erfahrungen des Umbruchs in der Stadt zur Sprache, die als Gewinne oder Benachteiligungen erfahren wurden. Dabei sollte keine Klagemauer errichtet, sondern nach Eingriffsmöglichkeiten für das eigene Engagement gefragt werden. Die Moderation durch unseren Stifter Prof. Michael Hofmann stellte sicher, dass die Teilnehmenden offen über ihre erlebten Umbruchserfahrung sprechen können und eine wertschätzende Reflexion erwarten konnten.
Die Umbruchserfahrungen der 1990er Jahre werden in generationenübergreifenden Erzählungen in Familien und Freundeskreisen wach gehalten. Den Austausch über diese Erfahrungen und Erlebnisse zu organisieren, ist Anliegen des Projektes. Mit dem Erzählcafé werden diese Erinnerungen im öffentlichen Diskurs wahrnehmbar und dokumentiert, wie es Tradition der Methode "Oral History" ist.
Themen
Die Reihe Erzählcafé fand von April bis Dezember 2022 im Monatsrythmus in der Stadtbibliothek (Wilhelm-Leuschner-Platz 10-11) statt.
Erzählthemen für die 1990er Jahre:
- Alltag, Geselligkeit und Engagement - 19.4.2022
- Für jeden Ostdeutschen veränderte sich in den 1990er Jahren das Alltagsleben: Es sollen die Erfahrungen mit den Umbrüchen im Alltagsleben erzählt werden. Zielfragen sind Verluste (Freundschaften, Gewohnheiten, Sicherheiten) und Gewinne (neue Freunde, Reisefreiheit, Versammlungsfreiheit, neue Gerüche und Genüsse). Wie erleben Sie die Veränderungen Ihrer Heimatstadt Leipzig?
- Kultur, Freizeit und Urlaub in den 1990er Jahren - 17.5.2022
- In den 1990er Jahren machten die Ostdeutschen neue Erfahrungen mit kultureller Vielfalt und Reisefreiheit. Es sollen Geschichten von (neuen) kulturellen Begegnungen, bürgerschaftlichem Engagement und den einprägsamen Reisen erzählt werden.
- Umorientierungen in Beruf und Anstellung - 14.6.2022
- Die Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit, beruflichen Neuorientierungen, Umschulungen, von Pendlerexistenzen und Neuetablierungen sollen erzählt werden. Es sollen auch Geschichten von Existenzgründern und Erfahrungen mit Ich-AGs besprochen werden.
- Festung Familie und Wohnen - 16.8.2022
- In Umbruchszeiten erweisen sich die Familien oftmals als Stabilitätsanker. Es sollen Geschichten familiären Zusammenhalts, gemeinsamer Aktivität, aber auch von Konflikten und Trennung erzählt werden.
- Liebe, Lust und Freundeskreise - 4.10.2022
- Welche Freunde sind Freunde geblieben, welche nicht? Welche neue Liebe oder Freundschaft entstand? Was sind Ihre sinnlichen Entdeckungen nach 1990?
- Ossis im Westen und Wessis im Osten - Ost- und Westerfahrungen - 1.11.2022
- Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen in den 1990er Jahren! Welche Erfahrungen haben Sie als Ostdeutsche mit Westdeutschen gemacht, wie erinnern Sie sich als Westdeutsche an ihren ersten Jahren in Leipzig? Sind neue Beziehungen entstanden, welche haben gehalten?
- Meine 1990er - 6.12.2022
- Was erzähle ich meinen Enkeln über diese Zeit? Generationen und Umbruchserfahrungen. Abschlussveranstaltung.
Rückblick: Erzählcafé über die 1960er Jahre
2017/2018 fand das Erzählcafé "Leben in Leipzig“ statt. Wir sind mit älteren Leipzigerinnen und Leipzigern ins Gespräch gekommen. Es wurden Erinnerungen an die 60er Jahre gesammelt und festgehalten. HIER können Sie sich über diese Reihe informieren und einige Anekdoten nachhören. Die Dokumentation (400 Seiten) finden Sie als PDF hier zum Download.
Kooperation
Die Städtischen Bibliotheken waren unser geschätzter Kooperationspartner. Die Erinnerungen der Leipzigerinnen und Leipziger an dieses Stück Stadtgeschichte wurden dokumentiert und der Bibliothek für den Bestand übergeben.
Förderung
Das Projekt wird mit Zuschüssen des Kulturamtes der Stadt Leipzig und dem Mitmachfond simul+ des Freistaats Sachsen gefördert. Zusätzlich setzen wir Eigenmitteln und viel ehrenamtliches Engagament ein.
Bestellung: Wir senden Ihnen gern die gewünschte Anzahl an Broschüren zu: 10 Euro/Stück plus 3 Euro Versand.
Sie können diese Broschüre ebenfalls in der Geschäftsstelle am Dorotheenplatz erwerben.