Podiumsdiskussion mit Staatsministerin Petra Köpping

Aula der VHS Leipzig - Publikum im Vordergrund, Podium im Hintergrund

Beim Netzwerk Flüchtlingshilfe im Rahmen des Forum Bürgerstadt mit anschließender Podiumsdiskussion mit der Sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping (SPD) am 18. Juni drehte sich alles um die Fragen: Was ist leistbar und von wem? Wie sollte die Rollenverteilung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe aussehen? Darüber diskutierten über 100 Gäste in der Volkshochschule Leipzig.

Einigkeit bestand darüber, dass es eine Rollenklärung braucht: Zwar zählten die Initativen in Leipzig zu den "Innovativen Bundesligateams" (Andreas Dohrn), die selbstbewusst und mit viel Know How in erheblichem Ausmaß Verantwortung übernehmen und ein Beispiel für andere Bundesländer seien. Gerade hier komme aber Ehrenamt auch an seine Grenzen.  Ehrenamt brauche eben auch deshalb hauptamtliche Begleitung, Qualifikation und eine den gewachsenen Aufgaben und messbaren Erfolgen entsprechende langfristige Finanzierung. Dieser Analyse aus der Praxis pflichteten nicht nur das Publikum, sondern auch Prof. Glorius (TU Chemnitz) und die Staatsministerin bei. Die Ministerin warb hier für Verständnis und verwies auf einen beachtlichen Fortschritt angesichts der Tatsache, dass Integrationspolitik im heutigen Umfang in Sachsen erst seit fünf Jahren existiere. Sie warb zudem für eine stärkere Würdigung des ehrenamtlichen Engagements in der Flüchtlingshilfe. Zu kritischen Hinweisen und Anregungen aus dem Publikum bezog sie ebenfalls Stellung und sicherte u.a. in folgenden Punkten konkrete Unterstützung zu:

  • Der Einführung von Ankerzentren in Sachsen widersprach die Ministerin - ungeachtet ihrer Offenheit für eine Umbenennung bestehender Erstaufnahmeeinrichtungen -  entschieden, sofern sie das derzeit sinnvolle Modell der Aufnahmezentren in Sachsen grundlegend ändern.
  • Den Vorschlag eines ÖPNV-Monatstickets für HelferInnen als konkrete Anerkennung und Beitrag z.B. für die Hilfe bei Behördengängen nimmt sie als interessante Idee aus der Diskussion mit.
  • Die Wiedereröffnung einer Flüchtlingsambulanz in Leipzig würde die Ministerin nach Kräften unterstützen.
  • Für den Vorschlag der Stadträtin Margitta Hollick (Fraktion Die Linke) zur Wiedereinführung der 3jährigen Berufsausbildung für Hauptschüler zum Sozialassistenten  ist die Ministerin aufgeschlossen, eben weil sich diese Beschäftigungsmöglichkeit für Migrantinnen besonders eignen würde.
  • Mit der Implementierung eines Integrationsgesetzes soll u.a. die institutionelle Förderung der Strukturen in der Flüchtlingshilfe verbessert werden.

Neben den genannten kamen etliche weitere Punkte zur Diskussion, die als Audiomitschnitt und auf Pinnwänden gesichert wurden. Diese werden im Nachgang der Veranstaltung protokolliert und in die zukünftige Arbeit des Netzwerks Flüchtlingsinitiativen einfließen.

Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Publikum für die Diskussionsbeiträge. Nicht zuletzt danken wir dem Podium und der Moderation:

  • Prof Dr. Birgit Glorius, TU Chemnitz
  • Andreas Dohrn, St. Petri (u.a. Süd-Café) und Kontaktstelle Wohnen
  • Claudia Geppert, Integrationsmanagerin Johanniter Unfall Hilfe
  • Ina Lackert, Sozialbetreuerin in der Gemeinschaftsunterkunft Pandechaion/Die Herberge

Die Podiumsdiskussion wurde von der Journalistin Eva Brackelmann moderiert.
Die Organisation lag maßgeblich in den Händen der Stifterin Christina Weiß - tausend DANK!

Die Veranstaltung wurde finanziell unterstützt mit Mitteln der Aktion zusammen wachsen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben sowie durch einen Zuschuss der Stadt Leipzig / Sozialamt aus der Richtlinie Integrative Maßnahmen des Freistaats Sachsen.

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