21.10.2017: Woher kommt unser Essen?

Fotos verschiedener Lebensmittel wie Honig und Gemüse

Am 21. Oktober 2017 setzten wir unsere Veranstaltungsreihe Lebende Bücher in Kooperation mit den Leipziger Städtischen Bibliotheken fort. Wir laden gemeinsam ein zum "Marktplatz Bibliothek" und der Frage: Woher kommt unser Essen? Produzenten aus und um Leipzig erzählten von sich und der Herstellung ihrer Produkte.

Portraits der Anbieter
Von diesen Menschen hätten Sie erfahren können, was wirklich gesund, regional und fair ist.

Im Oberlichtsaal haben sich am 21. Oktober von 11 bis 16 Uhr 12 Hersteller regionaler Lebensmittel präsentiert. Abgerundet von der Ernährungsberatung der Verbraucher-Zentrale und der Gemüseschnitzerin Sabine Finger, die auch Kurse an der VHS Leipzig gibt. Ob Imker, Gemüsebauer, Wildfruchtexperte, Pomologe, Koch, Kaffeeröster, Fermentierer oder Getränkehändler... jede Person brachte nicht nur ihr Erzeugnis, sondern auch eine interessante Lebensgeschichte mit.

Egenberger Lebensmittel

Julia Wolff und Thilo Egenberger
Julia Wolff und Thilo Egenberger: Von Bio-Schorlen bis zum Rohkostriegel

Neben ihrer hohen Qualität ist den Produkten gemeinsam, dass sie von kleinen, meist inhabergeführten Produzenten hergestellt werden. Die Produkte kommen wenn möglich aus Deutschland, gerne aus der Region und sind oft ökologisch zertifiziert. „Unser Anliegen ist es, in Leipzig und Umgebung gute Lebensmittel mit Herkunft zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Dafür halten wir unser Sortiment bewusst klein“, sagen Julia und Thilo. Den Anfang machte 2007 das Fattigauer Bier, das von der Schloßbrauerei Stelzer in Fattigau gebraut wird. Seitdem kommen stetig neue Produkte hinzu. Seit Herbst 2010 produzieren Julia und Thilo die regionalen Lipz-Schorlen.
www.egenberger-lebensmittel.de

Rosenberg Delikatessen

Matthias Rosenberg
Matthias Rosenberg: Mit dem Lastenrad unterwegs

Rosenberg Delikatessen ist das jüngste Unternehmen dieses Marktplatzes. Begonnen hat alles mit der Quitte. Daraus entstanden der erste Quittenlikör und ein Fruchtaufstrich. Weitere Ideen kamen dazu und jetzt kooperiert Matthias mit zwei kleinen Manufakturen, um z.B. Apfel-Quittensenf oder Speiseöle herzustellen. Das Netzwerk ist wichtig. Der Kaffee von Café Chavalo findet sich beispielsweise in seinem Orangenlikör wieder. Nachhaltig ist Matthias auch in Bezug auf den Transport und die Vermarktung seiner Produkte. „Mit meinem Lastenrad bin ich unterwegs, um in Leipzig bzw. im Umland Früchte zu ernten. Ansonsten transportiere ich die täglichen Lasten bzw. verwandle ich das Rad immer freitags für den Leipziger Wochenmarkt oder andere Märkte in einen Verkaufsstand“, erläutert Matthias. Die verarbeiteten Früchte und Zutaten stammen überwiegend aus der Region, werden teilweise auf Streuobstwiesen selbst geerntet oder von regionalen Bio-Bauern bezogen.
www.rosenberg-delikatessen.de

Leipspeis und Heldenküche

Claudia Friedrich und Patrice Wolger
Claudia Friedrich und Patrice Wolger: Wir sind transparent

Bei der Produktion von verschiedenen Ölen kommen Claudia und Patrice gern zusammen, denn aus vielen heimischen Samen, Nüssen und Kernen lassen sich leckere Öle herstellen. Dabei betreibt Claudia noch ihre heldenküche (www.heldenküche.net), entwickelt dort neue leckere Speisen, kocht zusammen mit anderen Menschen, die das Kochen und Essen lieben. Patrice kümmert sich um leipspeis – produziert hier Brotaufstriche und weiß genau, woher die Zutaten kommen. Die beiden verbindet die gleiche Vision: fair, transparent und regional zu produzieren und dabei mit vielen Partnern zusammenzuarbeiten. „Netzwerke machen intelligent“ sagt Claudia „Bildungsarbeit ist uns wichtig und das geht nur gemeinsam.“ Was in der Region wächst, ist genau das Richtige für uns. Die verschiedenen Öle, die regelmäßig und nach Bedarf frisch hergestellt werden, gibt es ab 9. November dann auch an den Abholtagen in der ÖLMÜHLE LEIPZIG.
www.ölmühle-leipzig.de

Café Chavalo

Jens Klein vor Kaffeesack
Jens Klein: Trink nicht irgendwas!

Leckeren Kaffee trinken und dabei die Kaffeebauern in Nicaragua unterstützen, das ist die Grundidee von Café Chavalo. Den Namen hat Jens Klein aus diesem Land mitgebracht, übersetzt heißt das Kaffeejunge. „Mir geht es darum, dem Kaffee wieder ein Gesicht zu geben und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie viel Arbeit in jeder Bohne steckt. Guter Kaffee hat seinen Preis - und wenn wir den nicht zu zahlen bereit sind, geht das auf Kosten der Bauern“, erläutert Jens. Einmal im Jahr bekommt er die Kaffeebohnen geliefert, die vorab auf Qualität geprüft wurden. Von 600 Bauern, die sich in Nicaragua zusammengeschlossen haben, bezieht er seine Ware. Das ist dann kein Kaffeegemisch, sondern der Geschmack von Nicaragua. Das Aroma wird beeinflusst vom Boden, den Pflanzen, die im Umfeld wachsen und natürlich von der Röstung. Das passiert hier in Leipzig als Röstkaffee und Espresso. Dazu kommt noch eine Röstung von den Bauern vor Ort. Das Besondere: Zwischen den Kaffeepflanzen wachsen Ingwer und Kurkuma – auch diese Gewürze gibt es bei Jens Klein.
www.cafe-chavalo.de

Zentrum für Fermentation

Lisa Erdmann und Björn Vondran mit Kohl
Lisa Erdmann und Björn Vondran: Betreutes Garen

Im Januar 2016 haben Lisa und Björn das Zentrum für Fermentation ins Leben gerufen. Sie stellen dort drei Sorten „Sauerkraut“ her. Dabei verwenden sie auch Ingwer, Chili oder Kurkuma. Produziert wird in Bio-Qualität und die Zutaten kommen aus der Region Leipzig. „Man muss einfach die Bedingungen für die guten Bakterien schaffen, um Gemüse haltbar zu machen“. beschreiben Lisa und Björn den Prozess. Dabei fermentieren sie die Produkte klassisch als Milchsäuregärung für mindestens 4 Wochen. Es entfallen Konservierungsstoffe wie Öl, Essig oder Zucker und es wird auch nichts abgekocht. So bleiben alle guten Bakterien und Mikroorganismen erhalten. Die Kunst des Fermentierens beherrschen Lisa und Björn schon länger. Er hat sich in Japan und Südkorea inspirieren lassen. Lisa lernte er über ein Fermentierforum kennen, sie hat Kulturanthropologie studiert und gärtnert und fermentiert leidenschaftlich gern.
www.zff-leipzig.de

Obstgenossen

Sebastian Pomm
Sebastian Pomm: Engagiert fürs Streuobst

Sie sind verstreut in der Landschaft zu finden – die Obstbäume mit den verschiedensten Früchten. In Leipzig stehen die Bäume oft auf Wiesen oder entlang der Straßen und Feldwege. Diese Landschaften zeichnen sich durch eine besondere Artenvielfalt aus und sind oftmals auch schützenswerte Biotope. Die Obstgenossen engagieren sich für den Erhalt und organisieren neben Mundraubtouren auch gemeinsame Ernteeinsätze. „Es wär ja schade, wenn gutes Obst verkommt. Deshalb tauschen wir uns aus und sorgen für einen sorgsamen Umgang mit Bäumen und Sträuchern und auch dafür, dass sich Nutzer an Landschaft und Ernte erfreuen können“, erzählt Sebastian. Zur Ernte gehört aber auch das Hegen und Pflegen. Streuobstwiesen sind in ihrem Bestand gefährdet und benötigen Hilfe für ihren Erhalt. Wer ernten will, darf davor in die Pflege investieren.
www.obstgenossen.de

erleb-bar

Sebastian Homburg mit Kiste voller Setzlinge
Sebastian Homburg: Mitmach-Programme für Kinder und Erwachsene

Gemeinsam Obst ernten, ein Insektenhotel bauen, Einrad fahren – bei Sebastian geht es um das Erlebnis, ums Mitmachen, um die Gemeinschaft. Seit Herbst 2008 veranstaltet er als „erleb-bar“ Mitmach-Programme für Kinder und Erwachsene in Leipzig und Umgebung. Dabei geht es darum, unterschiedliche Menschen für eine gemeinsame Freizeitgestaltung zu begeistern. Jeder kann sich mit eigenen Ideen einbringen. „Mir ist es wichtig, Kinder und Erwachsene zusammenzubringen und die Zeit miteinander zu teilen“, sagt Sebastian. Auch die Obsternte-Karte, die Standorte anzeigt, an denen man mit Zustimmung des Besitzers ernten darf und das Verschenken von Obstgehölzen gehören zu seinen Projekten.
www.frucht-bar.org / www.erleb-bar.de

Honig aus dem Leipziger Neuseenland

Imker vor Bienenkörben
Dietrich Tonne: Freizeit-Imker mit Herz und Seele

In seinem Garten grünt und blüht es – ein Paradies auch für seine Bienen. Aber nicht nur dort ernten die fleißigen Insekten, sie fliegen in benachbarte Gärten, zum nahen Rapsfeld oder in den Wald und die Wiesen in der Nähe von Cospudener und Zwenkauer See. In rund 2 km Umkreis wird der Nektar gesammelt und in einen der insgesamt 10 Bienenstöcke von Hobbyimker Dietrich Tonne gebracht. Ein neues Bienenvolk lässt sich leicht besorgen. „Ich bestelle mir einfach eine Königin und die kommt dann per Post samt einigen Arbeiterbienen bei mir an.“ sagt er. Schon als Kind hat sich Dietrich Tonne für Bienen interessiert und hielt in den 80er Jahren 12 Bienenvölker. Als selbstständiger Ingenieur blieb nach der Wende jedoch keine Zeitreserve mehr für das Hobby, erst 2012 widmete er sich erneut seinen Bienen.
Honig von Dietrich Tonne gibt es auf unserer Crowdfundingseite.

ernte-mich

Richard Hagedorn auf seinem Feld
Richard Hagedorn: Lieber ein Stück Feld statt einen eigenen Garten

Rund 2,7 Hektar groß ist das Feld in Liebertwolkwitz – Gurken, Tomaten, Kartoffeln und noch viele andere Gemüsesorten wachsen hier. Weitere Flächen bewirtschaftet Richard Hagedorn in Thekla und am Kulki. Auf den drei ökologischen Feldern kann man selbst auf mindestens 20 m² Kräuter, Fenchel, Erbsen, Gurken, Tomaten und mehr anbauen. Hier braucht man weder Rasen mähen noch Beete umgraben. Bei Richard sind alle Vorbereitungen bereits erledigt. „Ich habe immer schon gern im Garten gearbeitet“, sagt Richard. „Mit dem Thema Selbstversorgung beschäftige ich mich schon lange und auch, wie man Flächen optimal nutzt und selber gestaltet. Wichtig ist mir aber auch, etwas in der Gemeinschaft zu machen, wo man miteinander pflanzt, pflegt, erntet.“ Als Autodidakt weiß der studierte Bauingenieur viel über den Gemüseanbau. Jedes Jahr probiert er neue Sorten aus, gibt Workshops und arbeitet mit Restaurants zusammen.
www.erntemich.de

ANNALINDE

Susanne Lämmel vor Kräuterbeet
Susanne Lämmel: Hier wachsen nicht nur Pflanzen, sondern auch Freundschaften

Susanne Lämmel: Hier wachsen nicht nur Pflanzen, sondern auch Freundschaften Einfach in den Garten gehen, miteinander arbeiten, quatschen, ernten und auch gemeinsam verzehren, das kann man bei ANNALINDE. Der Gemeinschaftsgarten hinter der Bibliothek Plagwitz in der Zschocherschen Straße gehört allen, geteilt wird die Verantwortung, die Beete und die Ernte. Auch in der ANNALINDE Gärtnerei in der Lützner Str. werden Gemüse, Kräuter, Beeren angebaut und verkauft sowie ein Obstgarten als Streuobstwiese am Bürgerbahnhof Plagwitz entwickelt. Susanne Lämmel, die ihren Bundesfreiwilligendienst bei ANNALINDE leistet, erklärt „Der Schwerpunkt liegt nicht unbedingt in der Produktion, sondern im offenen Angebot. Wer Lust aufs Gärtnern hat, kommt einfach vorbei, muss sich nicht anmelden.“ Im Gemeinschaftsgarten mit seinen Hochbeeten und im Gewächshaus wachsen Gemüse und Kräuter. Darum kümmert sich ein festes Team. Organisiert werden auch zahlreiche Veranstaltungen, Workshops, Gartenarbeitstage oder integrative Projekte.
www.annalinde-leipzig.de

Wilde Leipziger

Hannelore und Volker Umbreit mit Früchten
Hannelore und Volker Umbreit: Hier gewachsen – hier verarbeitet – hier vermarktet

Das botanische Interesse von Hannelore und Volker Umbreit führte dazu, eine Sammlung seltener Wildobstarten anzulegen. Die stetig wachsenden Erntemengen erforderten letztendlich eine sinnvolle Verwertung. So entstanden die SORNZIGER WILDEN - Fruchtaufstriche der besonderen Art. Im über 800 Jahre alten Dorf Sornzig in der Nähe von Grimma belieferte die Klostergärtnerei schon vor mehr als 100 Jahren die Geschäfte mit fruchtigen Delikatessen. „An diese Tradition wollten wir anknüpfen und delikate Wildobstprodukte anbieten“, sagen Hannelore und Volker Umbreit. Die Aufstriche zeichnen sich dadurch aus, dass das „Rohmaterial“ dafür ausschließlich aus ihrem Arboretum stammt, handgeerntet, handverlesen und manufakturell verarbeitet. Es werden keinerlei Fertigmischungen, keine Aroma-, Farb- und Zusatzstoffe verwendet. Zur Anwendung kommen reines Apfelpektin, Zucker und frischer Zitronensaft.
www.wilde-leipziger.eu

Verbraucherzentrale Sachsen

Claudia Lasarczik
Claudia Lasarczik: Nachhaltig kann jeder!

Die Verbraucherzentrale Sachsen macht unter dem Motto „Beeren und Bohnen/miles and more“ Appetit auf umweltfreundliche Ernährung. Egal ob Frische, Aroma, Saisonalität oder Klimaschutz- und Umweltschutzaspekte – Regionale Produkte haben viele Vorteile, die Claudia Lasarczik, Fachberaterin für Ernährung und Lebensmittel, veranschaulicht. „Da der Begriff „regional“ nicht gesetzlich definiert und geschützt ist, wird er häufig immer noch irreführend verwendet“, sagt sie. Beim Kauf sollte man allerdings aufpassen, nicht auf vorgetäuschte Regionalität hereinzufallen. Deswegen gibt es Tipps, wie man regionale Produkte beim Einkauf erkennt. Außerdem erklärt die Ökotrophologin, was Ernährung und Lebensmittel mit Treibhausgasen zu tun haben und wie jeder einzelne durch eine bewusste Auswahl und einen nachhaltigen Konsum von Lebensmitteln und Produkten dazu beitragen kann, klimarelevante Emissionen zun reduzieren.
www.verbraucherzentrale-sachsen.de

Volkshochschule Leipzig

Sabine Finger mit Paprika
Sabine Finger: Schauschnitzen mit Gemüse

Sabine Finger lässt essbare Dekorationen der besonderen Art entstehen. Sie will Menschen ansprechen und hinter die Dinge schauen. „Seit 2007 unterrichte ich an der Volkshochschule Leipzig. Damals fing alles mit der thailändischen Schnitzkunst an und daraus entwickelten sich verschiedene Themenkurse“, sagt Sabine Finger. Vom Möhrenkrokus bis zur Kürbisschnitzerei, ausgefallene Figuren schnitzt sie und zeigt auch, was man aus Gemüse noch alles so machen kann. Wer will, kann es gern selbst ausprobieren.
www.vhs-leipzig.de

Wann und wo?

Veranstaltungsort: Leipziger Städtische Bibliotheken, Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz, Oberlichtsaal 2. Obergeschoss. Der Ort ist barrierefrei und gut erreichbar. Eintritt frei. 

Veranstaltungstermin: Samstag, 21. Oktober von 11 bis 16 Uhr

Hinweis zur Barrierefreiheit: Die Stadtbibliothek ist vollständig barrierefrei

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Familientages der Leipziger Städtischen Bibliotheken statt
zum gesamten Programm